Bulgarien

Reise durch das Land der Stille

Was einem sofort auffällt, wenn man übers Land in Bulgarien reist, ist die Stille. Es ist nicht wirklich still, die Luft ist voll vom Gesang der Vögel, Quaken der Frösche und Zirpen der Grillen. Das Klappern der Hufe von Pferden und Eseln ertönt auf den Strassen. Doch die Motoren und Maschinen schweigen. Man hört die Wogen der Stille, die Wogen der Natur.

Am Eingang der Dörfer sitzen auf Strommasten Störche. Alte Leute bearbeiten mit der Handhacke die Äcker, transportieren mit Karren Wasserbehälter, um die Felder zu bewässern. Zerfallene Häuser, zersplitterte Scheiben. Auf einer Bank sitzen zwei alte Männer, das Kinn auf den Stock aufgestützt. Sie wirken verlassen, verloren. Keine Rufe, kein Lachen, nur der scheue Blicke der Zurückgebliebenen.

Auszug aus dem Journal «Mit dem Fahrrad von Belgrad nach Istanbul»

Bulgarien gehört mit Rumänien zu den ärmsten Ländern der EU. Das monatliche Durchschnittseinkommen in Bulgarien beträgt rund 350 Euro, die monatlichen Renten belaufen sich auf etwa 150 Euro.

Die Abwanderung von Arbeitskräften aus dem Land erreicht Rekordniveau. Unter den Daheimgebliebenen lebt rund ein Viertel unter der Armutsgrenze.

Geht es nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU sollen die Bulgaren den Gürtel noch enger schnallen. Die Staatsverschuldung Bulgariens gehört mit rund 15% zu den niedrigsten in der EU. Trotzdem fordert die EU immer neue Reformen und Deregulierungen. Erst 2005 waren die Elektrizitätsunternehmen privatisiert und den neuen Besitzern eine 16 prozentige Profitgarantie zugesichert worden.

⬆ nach oben